Autor
Marco Balzano
Inhalt
„»Du hättest eigentlich gar nicht geboren werden dürfen.«
Das sagt mir Moma seit sechzehn Jahren.“
Gewaltige Worte, eindringliche Worte. Und doch liebt seine Mutter ihn. Manuel lebt gemeinsam mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester Angelica in einer Kleinstadt am Rande Rumäniens, ihr Einkommen ist gering.
Doch das Leben der Familie ändert sich von einem Tag auf den anderen. Morgens verschwindet Manuels Mutter Daniela ohne Abschied. Sie ist nach Mailand gegangen, um zu arbeiten, weil sie ihren Kindern eine bessere Zukunft bieten möchte. Erst später meldet sie sich. Im Sommer besucht sie die Familie. Sie bringt Geschenke mit, doch diese können nicht verhindern, dass die Familie zerbrochen ist. Der Vater ist Trinker und arbeitslos. Manuels Schwester ist acht Jahre älter und meint, die Erziehung ihres Bruders übernehmen zu müssen. Als der Großvater stirbt, verliert er den Halt und stellt damit auch Daniela vor einer großen Entscheidung.
Marco Balzano zeigt Probleme von auf Gastarbeiterfamilien auf.
Sprache und Stil
Balzanos erzählt eine einfühlsame, ruhige Geschichte. Er schreibt schnörkellos und findet treffende Worte für die Gefühle und Situationen der Charaktere.
Drei Erzählperspektiven aus Sicht einer jeweils anderen Person in der Ich-Form unterteilen den Roman.
Im ersten Teil erzählt der Sohn Manuel seine Geschichte, der plötzlich seine ältere Schwester als Erziehungsperson akzeptieren soll. Er muss damit zurechtkommen, dass seine Mutter plötzlich fort ist und er nur noch telefonisch mit ihr Kontakt halten kann.
Im zweiten Teil spricht die Mutter. Sie ist zurückgekommen nach Rumänien, weil ihr Sohn im Koma liegt. Seine Mutter sitzt an seinem Krankenbett und erzählt ihm ihre Geschichte und schildert die Gründe, warum sie fortgegangen ist. Sie spricht von ihren Ängsten und das ständige schlechte Gewissen, da ihre Kinder ohne sie aufwachsen müssen.
Der dritte Teil zeigt die Perspektive der Tochter Angelica, Manuels ältere Schwester. Sie hat die Verantwortung für ihren Bruder zu übernehmen, sich nicht gewünscht. Doch durch die Arbeit ihrer Mutter konnte sie studieren und eine andere Zukunft aufbauen.
Unaufgeregt erzählt Marco Balzano diese Geschichte von einer rumänischen Arbeiterin, die Land und Familie verlässt. Durch den Wechsel der Perspektiven werden nicht nur Gedanken und Gefühle der Protagonisten sichtbar, sondern auch die Vielschichtigkeit des Themas.
Fazit
Auch in diesem Roman „Wenn ich wiederkomme“ hat Marco Balzano seine Stimme Themen und Menschen geliehen, die neben der großen Weltgeschichte nicht gesehen und nicht wahrgenommen werden.
Das zentrale Thema des Romans ist das armutsbedingte Leben, das dazu zwingt, die Familie und die Heimat zu verlassen, um anderswo bessere Chancen zu finden.
Marco Balzano Roman spricht ein wichtiges Problem unserer europäischen Gesellschaft an: die Suche nach Arbeit.
Geprägt in einer Zeit der immer älter werdenden Gesellschaft, die Pflege und Betreuung benötigt, versuchen vor allem Frauen ihr Glück in der Fremde als Pflegerinnen.
Gleichzeitig wird die Einsamkeit in der Fremde und auch die psychische Belastung, die ihre Arbeit mit sich bringt, deutlich spürbar.
Danielas Traum vom angeblich besseren Leben in Italien bekommt den Namen: „Italienkrankheit“
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Mira (Montag, 18 Oktober 2021 22:51)
Hallo, liebe Petra,
ich habe selbst noch gar nichts von Balzano gelesen, aber viel Gutes gehört. Deine Schilderung zu dem Buch fand ich sehr interessant. Das Buch stimmt sehr nachdenklich, wenn Menschen wegen existenzieller Nöte gezwungen sind, ihre Familien zu verlassen.
Liebe Grüße
Mira