„Rilke las sehr charakteristisch, immer im Stehen, mit einer Stimme, die unendliche Modulationen fähig ist, die manchmal zu einem erstaunlich sonoren Band aufstieg, in einem seltsamen, singenden Ton, der den Rhythmus stark betonte.
Es war ganz anders als alles, was man je gehört hatte – zuerst erschreckend, dann wunderbar bewegend. Noch nie habe ich Vers feierlicher und gleichzeitig mit größerer Einfachheit gesprochen gehört; man hätte ihm ewig zuhören können. Es war bemerkenswert, was er für lange Pausen gemacht hat. Dann würde er langsam den Kopf beugen und fast seine schweren Augenlider schließen, und man konnte die Stille hören, wie man die Pause in einer Beethoven-Sonate hört. "
Prinzessin Marie von Thurn und Taxis beschreibt eine Lesung, die Rilke im Juli 1911 in Lautschin, Böhmen, gab.
Zitiert in Nora Wydenbruck. Rilke: Mann und Poet, (New York: Appleton-Century-Crofts, 1949) S. 189.
Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten uns einmal schön und mutig zu sehen. Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will.
Rilke, Briefe an einen jungen Dichter, an Franz Xaver Kappus, 12. August 1904
Stefan Zweig "Rilke" gelesen von Martin Ploderer