›Backlistlesen‹-Talk mit Katrine Engberg

7.10.2021

 

Ich war sehr gespannt auf diese Zoomrunde ›Backlistlesen‹-Talk mit Katrine Engberg, der Krimiautorin. Auf der Frankfurter Buchmesse 2019 hatte ich das große Glück, sie persönlich zu erleben.

In einem Interview von Nele Neuhaus mit Katrine Engberg war ich bei dem „Diogenes Crime Talk“ in einem Pavillon der Frankfurter Buchmesse dabei. Es war ein informatives und lockeres Gespräch zwischen zwei Krimiladies. Danach hatte ich mir das Buch „Blutmond“ von Katrine Engberg signieren lassen und ich muss sagen, dass mir dieser Krimi auf Anhieb gefallen hatte.

 

In der Diogenesrunde ›Backlistlesen‹-Talk mit Katrine Engberg haben wir von ihr erfahren, wie sie Nele Neuhaus kennenlernte.

Katrine Engberg erzählte, wie sehr sie sich eine Freundschaft mit Nele Neuhaus wünschte. Ihr Wunsch ging in Erfüllung. Sie lernten sich im Frühjahr 2019 auf einer Krimimesse in Dänemark persönlich kennen. Zwischen ihnen beiden hat es durch die literarische Seelenverwandtschaft tatsächlich gefunkt, sodass sich eine Freundschaft auftat. 

Und nun wurde Nele Neuhaus zur Frankfurter Buchmesse eingeladen, um ihre Krimikollegin Engberg in der Runde „Diogenes Crime Talk“ zu interviewen

 

»Was mir sehr gut gefällt: Katrine Engbergs Figuren entwickeln sich von Buch zu Buch. Sie erzählt sie weiter.«

Nele Neuhaus

 

 

Eckdaten Katrine Engberg

Keine andere Gegend der Welt hat so viele Krimischriftsteller hervorgebracht wie Skandinavien. Jussi Adler-Olsen, Inga Lindström, Helene Tursten, Henning Mankell, Tove Alsterdal, Arnaldur Indridason, Jo Nesbø, Jan Costin Wagner u. v. a.

Katrine Engberg ist eine dänische Autorin, geboren 1975 in Kopenhagen. Sie war Tänzerin, Choreografin, Schauspielerin und Regisseurin für Fernsehen und Theater. Schon als Kind entwickelte sie eine Vorliebe für Kriminalromane und hatte als Erwachsene lange Zeit eine eigene Geschichte in der Schublade. Ihr Debütroman „Krokodillevogteren“ („Krokodilwächter“) erschien 2016. Es war der Auftakt zu einer Buchserie von Kopenhagen-Krimis.

 

Katrin Engbergs Kriminalromane sind anders. Sie erzählen nicht nur von Verbrechen und Ermittlungen, von abgebrühten wie brutalen Tätern sowie Polizisten, die mal mehr, mal weniger verzweifelt erscheinen, sondern sind eng verknüpft mit Orten ihrer Handlung. Oftmals so genau beschrieben, dass man meint, mittendrin im Geschehen zu sein.

 

Die Autorenrunde

In der Diogenes Autorenrunde ›Backlistlesen‹-Talk hat sie Fragen der Teilnehmerinnen beantwortet.

 

Bei ihren Recherchen besucht sie die Schauplätze, die in ihren Romanen vorkommen. Für sie ist es wichtig, dass Ort und Handlung miteinander verbunden sind und zueinander passen. 

In der Coronazeit war das Schreiben erheblich schwieriger. Weil sie nicht mal eben einen Ort besuchen konnte, um sich inspirieren zu lassen für eine neue Idee.

Die Ideen für Geschichte und Handlung entstehen meist an den Orten, die sie besucht hat und nicht umgekehrt.

 

Für ihren neuen Roman „Das Nest“ hat sie einen ungewöhnlichen Ort gewählt:

Eine Leiche wird in der modernsten Müllverbrennungsanlage des Landes gefunden.

Was hat sie inspiriert, diesen skurrilen Ort als Romanschauplatz zu wählen?

Die Idee, ein architektonisches Bauwerk einer Abfallanlage mit einer Freizeitanlage auf dem Dach zu bauen, erschien ihr merkwürdig. Sie sah sich diese Anlage vor Ort selbst an. Bei der Führung war sie beeindruckt wie ein Kranführer einsam in seiner Greiferkranführerkabine sitzt und mit der Greiferkralle den Müll bearbeitet. Die Tätigkeit war einerseits faszinierend, aber auch beängstigend. So entstand die Idee, an diesem Ort, der eng, hässlich und nach Tod aussieht, eine Leiche finden zu lassen.

 

Anmerkung auf dem Dach zur Müllverbrennungsanlage: 

Entstanden ist ein Wander- und Laufpfad, außerdem soll es bald an der Fassade die größte Kletterwand Nordeuropas mit einer Höhe von 85 Metern geben. Dazu kommen Angebote wie Sportshop, Skischule, Skiverleih, Après-Ski-Bar, Café und Restaurant. 

Die Besonderheit ist, dass man sogar auf dem Dach Ski fahren kann.

 

Für Katrine Engberg ist es wichtig, nicht nur einen Krimi zu schreiben, sondern auch aktuelle Themen aufzugreifen.

Engbergs Krimis weichen von dem üblichen Schema der Verbrechersuche ab. Sie nimmt gesellschaftlichen oder politischen Probleme in ihren Krimis auf, während der Suche nach möglichen Mördern und Mörderinnen. Sie geht nicht unbedingt von Täter oder Täterinnen aus, sondern zieht gerne die obengenannten Themen mit ein. Ein Thema, das immer wieder auftaucht, ist die Einsamkeit nicht nur alter Menschen.

Im neuen Roman „Das Nest“ werden Klimaschutz, das Müllproblem und verschiedene Ansätze bei der Familienstruktur aufgenommen.

 

In ihrem Buch „Glasflügel“ hat sie das Thema Krankenpfleger aufgegriffen vor dem Hintergrund eines Prozesses, bei dem ein Krankenpfleger hundert Patientenmorde gestanden hat. In ihrem neuen Roman „Das Nest“ spielt unter anderem das Thema Jugendproblematik, Beziehungsprobleme und Eltern-Kinderbeziehung eine Rolle.

 

Ein dritte Ebene in ihren Krimis ist das Ermittlerduo.

Jeppe Kørner und Anette Werner sind Ermittler in der dänischen Hauptstadt.

In Katrine Engbergs Romanen ist hier kein Einzelgänger als Ermittler zu finden, sondern die Polizisten kommen im Doppelpack und ergänzen sich dabei großartig. Sie hat sich für ein Team entschieden, das miteinander, nicht gegeneinander arbeitet. Man merkt beim Lesen der unterschiedlichen Krimis, dass dieses Team eine Entwicklung durchmacht und auch bei aller Harmonie gibt es in den Figuren dennoch Gegensätze: Anette Werner ist jung und schwungvoll, Jeppe Kørner muss sich noch mit der Trennung von seiner Frau auseinandersetzen.

 

Drei Säulen

Diese drei Ebenen: Der Ort, die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen und die Protagonisten bilden die Säulen der Kopenhagen-Krimiserie.

 

Kathrin Engbergs frühere Tätigkeit als Regisseurin für Fernsehen und Theater zeigt sie nun in ihren Romanen und führt dort Regie. Sie selbst sagt, dass sie Schreiben nicht gelernt habe. Aber ich meine, sie kann Regie führen und das sehr gut. 

 

Eine weitere Figur, die allen sehr gefallen hat im ›Backlistlesen‹-Talk, ist Esther de Laurenti. Sie gehört zu einer meiner liebsten Charaktere in der Serie und ist mir absolut sympathisch. 

 

Eine Verfilmung der Krimi Serie ist überlegt worden, aber die Autorin hat Zweifel, ob ein Film  wirklich so gut werden kann wie ihre Romane. Daher ist eine aktuelle Planung nicht vorgesehen. 

 

Diesmal spielt ihr Roman „Das Nest“ auch in einem Auktionshaus und in einem Museum wird ermittelt, da die Eltern von Oscar eine Galerie haben.

Die Autorin ist mit Kunst aufgewachsen und hat eine Beziehung zu Kunst. Allerdings hat sie an einer Kunstauktion bisher nicht teilgenommen.

 

Fazit

Wir haben mit einer supersympathischen Autorin eine anregende Stunde verbringen dürfen. Wir meinen, Katrin Engberg erzählt fesselnd, abwechslungsreich und mit einem feinen Gespür für ihre Protagonisten.

Auch achtet sie sehr auf Details. Für ihre medizinischen Kenntnisse hat sie Kontakt zur Rechtsmedizin aufgenommen und sehr viel lernen können. Wobei auch eine Freundschaft entstanden ist.

 

Katrine Engberg hat uns „gestanden“, ihren Roman „Blutmond“ achtmal überarbeitet zu haben. Sie konnte ihn hinterher selbst nicht mehr lesen. 

 

Aber dafür ist dieser auch sehr gut gelungen.

 

Ein tolle Zoomrunde ›Backlistlesen‹-Talk.

 

Danke an Katrine Engberg, Susanne Bühler und Brigitte Hofmann.

 

Zitate 

 

„Ich war zum ersten Mal dabei und habe mich gleich wohl gefühlt! Hat Spaß gemacht und Katrine Engberg ist so sympathisch.“

 

„Eine supersympathische Autorin!“

 

„Das war ein schöner Abend gestern mit Katrine Engberg. Ich freue mich jetzt noch über das angeregte und interessante Gespräch.“

 

"Es war super."

 

"Vielen Dank für die Organisation. Hat großen Spaß gemacht."

 

 

Ihre bisherigen Kopenhagen-Romane:

 

Krokdilwächter (2016)

Blutmond (2017)

Glasflügel (2018)

Das Nest (2019)

 

Erschienen im Diogenes Verlag, Zürich