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Die Enkelin

Autor

Bernhard Schlink

Bernhard Schlink wurde 1944 geboren, er wuchs in Heidelberg auf. Neben seiner Karriere als Jurist, feierte er als Schriftsteller Welterfolg. Sein Buch „Der Vorleser“ (1995) wurde fürs Kino verfilmt. 

 

Inhalt

Als der Buchhändler Kaspar abends nach Hause kommt, wird er mit dem Selbstmord seiner depressiven und alkoholkranken Frau Birgit konfrontiert. 

 

„Birgit im Badezimmer. Sie lag in der Wanne, den Kopf unter der Wasseroberfläche, das dunkle Haar auf dem Wannenrand, Er hob den Kopf an, das Wasser war kalt, sie musste schon seit Stunden in der Wanne liegen. (S. 10)

 

Wochen später öffnet er ihren Schreibtisch, um ihre Unterlagen zu sichten. Dabei findet er ein Manuskript ihrer Lebensgeschichte und muss erkennen, dass ihm über seine Frau vieles verborgen geblieben war. Was er erfährt, bringt seine bisherige Welt ins Wanken. 

Als er Birgit kennen und lieben lernte, war sie bereits schwanger von Leo Weise, einem verheirateten Parteigenossen. Kurz bevor sie floh, gebar sie ein Mädchen, das sie Svenja nannte. Er wusste es nicht.

Am 16. Januar 1965 war Birgit in Tempelhof gelandet und bei ihm angekommen. Ihr gemeinsames Leben begann. 

 

„Oder hatte es schon am 17. Mai 1964 begonnen?" (S. 27) 

 

Er begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit seiner Frau. Er reist zurück nach Ostdeutschland, um die Spuren von Birgit zu verfolgen. Er trifft auf Svenjas 15-jährige Tochter Sigrun, die er sofort als seine Enkelin ansieht. 

 

Stil und Sprache 

Bernhard Schlink ist es gelungen, die einzelnen Charaktere mit all ihren Stärken und Schwächen zu beschreiben. Eine Flut von Emotionen, die zwischen Ärger und Mitgefühl und oftmals wütend uns sprachlos machen.

 

"Er war's zufrieden." (S. 80)

 

Kaspars innere Zerrissenheit beim Umgang mit der rechten Szene und Svenjas Familie wirkt authentisch. 

Auch Sigruns Konflikte mit sich selbst und der Ideologie, in der sie aufgewachsen ist nachvollziehbar. 

Schlink zeigt die beiden Protagonisten Birgit und Kaspar in getrennten Teilen aus zwei Perspektiven auf: einer ostdeutschen Frau und ein auktorialer Erzähler berichtet von Kaspers Geschichte. 

 

Fazit

Bernhard Schlink verarbeitet in seinem Roman „Die Enkelin“ die deutsch-deutsche Geschichte Ost-West. Er zeichnet mit Feingefühl und Präzession die persönlichen, politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Teilung und Wiedervereinigung auf. Dabei lässt er auch die Thematik rechtsextreme völkische Tendenzen auf dem Land nicht aus. 

Bernhard Schlink hat seit 1990 Verfassungsrecht unterrichtet und außerdem den Runden Tisch für eine neue Verfassung der DDR beraten. 

 

In einem Interview sagt Schlink:

 

Auch eigenes Erleben ist in den Roman eingeflossen

 

Steven Geyer:

Sie beschreiben die Sechzigerjahre in Ost-Berlin sehr plastisch aus der Perspektive eines West-Berliner Studenten und aus Sicht einer ostdeutschen Studentin. Auch Sie haben in West-Berlin studiert.

 

Bernhard Schlink:

In diesem Fall ist tatsächlich sehr viel eigenes Erleben eingeflossen. Das fängt damit an, dass die Hauptfigur Kaspar, wie ich selbst, das Kind einer protestantischen Theologenfamilie ist. Für mich war der Osten Deutschlands immer schon das Deutschland Luthers und Bachs und Zinzendorfs und damit ebenso mein Deutschland wie das katholische Rheinland. Wie Kaspar bin auch ich nach Berlin gegangen, um das ganze Deutschland kennenzulernen.

Quelle: Steven Geyer, in https://www.rnd.de/kultur/schlink-so-entstand-fremdheit-zwischen-west-und-ostdeutschen-GASE5RRTMFF7LH6AX7YUN5DII4.html, 23.10.2021. 

 

 

 

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