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1939 Exil der Frauen

Autorin

Unda Hörner lebt und arbeitet als freie Autorin, Herausgeberin, Journalistin und Übersetzerin in Berlin. Sie studierte Germanistik und Romanistik in Berlin und Paris und promovierte 1993 über die Schriftstellerin Elsa Triolet. Im Jahr 2000 erschien ihr erster Roman Unter Nachbarn.

Bereits zwei Bücher des aktuellen Titels sind erschienen, »1919 - Das Jahr der Frauen« und »1929 - Frauen im Jahr Babylon«.

 

Im Jahr 2001 erhielt sie den Bettina-von-Arnim-Preis.

 

Inhalt 

Im Mittelpunkt stehen berühmte Frauen im Schicksalsjahr 1939. Sie stehen stellvertretend für viele NS-kritische europäische Intellektuelle, die vor den Nationalsozialisten flohen und einige dabei auch ihr Leben verloren. Bereits im Herbst 1938 wurde die Tschechoslowakei ein erstes Opfer der Expansion des Deutschen Reiches, als sie die böhmisch mährische Grenzregionen abtreten mussten. Am Morgen des 15. März 1939 marschierten deutsche Soldaten in Prag ein und besetzten die „Rest-Tschechei“. Im Spätsommer marschierte die deutsche Armee in Polen ein – der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Unda Hörner verknüpft atmosphärisch dicht Geschichte mit den Schicksalen von Hannah Arendt, Helen Weigel, Marlene Dietrich, Erika Mann, Frida Kahlo, Milena Jesenská, Simone de Beauvoir, Annemarie Schwarzenbach, Ella Maillart, Luise Mendelsohn und Else Lasker-Schüler, Peggy Guggenheim, Virgina Woolf u. v. m.

 

Sprache und Stil

 

„Das Gold der Zwanzigerjahre ist längst zerstoben wie die Funken des Feuerwerks, mit dem das neue Jahr begrüßt wird: 1939.“ (S. 9)

 

Die Autorin Unda Hörner nimmt in ihrem neuen Buch „1939 - Frauen im Exil“ Exilantinnen in den Fokus, die alle Charakter, Gradlinigkeit und Willensstärke besaßen, um dem NS-Regime zu trotzen. In zwölf Kapiteln werden, Monat für Monat, Anekdoten in Verbindung mit der Biografie der vierzehn Frauen aus diesem ereignisreichen Jahr erzählt. Unterhaltsam, spannend und informativ und auch mit Humor werden wichtige Punkte der Geschichte zusammengefasst.

 

„Nasskalt ist es in diesem Januar in Paris, Simone de Beauvoir sitzt im Café de Flor und trinkt ihren dritten Kaffee an diesem Spätnachmittag, im Aschenbecher qualmt eine Zigarette.“ (S. 10)

 

Simone de Beauvoir schreibt im Café de Flores ihr Kriegstagebuch, während Frida Kahlo für Furore mit einer Ausstellung in Paris sorgt und Kafkas einstige Gefährtin Milena Jesenská in den Prager Widerstand geht.

Unda Hörner zeigt ein facettenreiches Panorama und begibt sich dabei auf die Spuren von Erika Mann, ebenso wie Simone de Beauvoir, Else Lasker-Schüler u.v.m. Geschickt webt die Autorin historische Fakten in einen historischen Roman ein, der mit wenig Spannungsbögen auskommt, Ruhe ausstrahlt und zum Nachdenken animiert. Und doch sind es die Dialoge und die detailreich ausgeschmückten Geschichten, die dem Roman Lebendigkeit einhauchen, als ob es so abgelaufen sein könnte. 

Für einige war das Exil die Rettung, für andere bedeutet es Einsamkeit und auch Tod.

 

„Anna Freud hat im Exil denkbar besten Beistand in ihrer Lebensgefährtin Dorothy Tiffany Burlingham, Jahrgang 1891 und damit vier Jahre älter als sie.“ (S. 103)

 

Für Anna Freud war das Jahr 1939, obwohl der Krieg ausbrach, der Beginn ihrer Karriere. Nach dem Tod ihres Vaters im Exil London, im September 1939, führte sie sein Erbe höchst erfolgreich weiter. Anders erging es Milena Jesenská. Für sie wurde das von den Nazis besetzte Prag zur tödlichen Falle. Die Dichterin Else Lasker-Schüler versuchte vergeblich ihre Einsamkeit im Exil zu überwinden. Sie starb am 22. Januar 1945 vereinsamt und verarmt in Jerusalem.

 

„Sie haben kein Zuhause mehr, die Emigranten, Exilanten, heimatlos Gewordenen.“ 

(S. 235)

 

Der Roman wird ergänzt durch Quellenangaben: Allgemein und zu den vierzehn berühmten Frauen in diesem Roman.

 

Das Covermotiv von Tamara de Lempicka, "Mädchen in grünem Kleid", entstand um 1927 (Centre Georges Pompidou, Paris)

 

 

Fazit

Unda Hörner beleuchtet nicht vorrangig politische Vorgänge, sondern nimmt den Blickwinkel der Menschen, der Frauen ein, was sie dachten, was sie fühlten, was sie fürchteten und was sie erhofften. Der Verlust aller Verbindungen, Heimat und die Welt, in der sie lebten, ist nun „Die Welt von Gestern“ und am Ende steht Verlorenheit.

 

„Für die mutigen, selbstbestimmten Frauen in Deutschland, die dem NS-Regime kritisch gegenüberstehen, ist schon seit 1933 nichts mehr wie zuvor, denn sie haben dort keine eigene Stimme mehr“.  (S. 241)

 

 

Unda Hörner

1939 Exil der Frauen

 

Verlag: ebersbach & simon

Erschienen: 2022

 

 

  

Arbeit zitieren

Autorin Petra Gleibs, Juli 2022, Buchvorstellung Unda Hörner, 1939 Exil der Frauen, https://www.lesenueberall.com/der-zauberberg-ruft!/

 

 

 

 

 

 

 

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