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Glutspur

Eckdaten Katrine Engberg

Keine andere Gegend der Welt hat so viele Krimischriftsteller hervorgebracht wie Skandinavien. Jussi Adler-Olsen, Inga Lindström, Helene Tursten, Henning Mankell, Tove Alsterdal, Arnaldur Indridason, Jo Nesbø, Jan Costin Wagner u. v. a.

Katrine Engberg ist eine dänische Autorin, geboren 1975 in Kopenhagen. Sie war Tänzerin, Choreografin, Schauspielerin und Regisseurin für Fernsehen und Theater. Schon als Kind entwickelte sie eine Vorliebe für Kriminalromane und hatte als Erwachsene lange Zeit eine eigene Geschichte in der Schublade. Ihr Debütroman „Krokodillevogteren“ („Krokodilwächter“) erschien 2016. Es war der Auftakt zu einer Buchserie von Kopenhagen-Krimis.

Katrin Engbergs Kriminalromane sind anders. Sie erzählen nicht nur von Verbrechen und Ermittlungen, von abgebrühten wie brutalen Tätern sowie Polizisten, die mal mehr, mal weniger verzweifelt erscheinen, sondern sind eng verknüpft mit Orten ihrer Handlung. Oftmals so genau beschrieben, dass man meint, mittendrin im Geschehen zu sein.

Nun folgt der Auftakt zu einer neuen Reihe um die Ermittlerin Liv Jensen. Mit Liv Jensen startet die international erfolgreiche dänische Thrillerautorin Katrine Engberg eine neue Serie, in der sie sich auf sehr persönliche Weise dem komplexen Thema Flucht annähert. 

 

Inhalt

Liv Jensen ist gerade erst nach Kopenhagen umgezogen. Ihren Job bei der Polizei hat sie aufgegeben. Liv will als Privatdetektivin in Kopenhagen selbstständig weiter arbeiten. Sie findet eine Wohnung im Hause eines alten Freundes ihres verstorbenen Großvaters. Zwar ist es eine kleine Wohnung im Keller, aber ausreichend für ihren Neustart.

Doch die Vergangenheit als Polizistin lässt sie nicht ganz los. Ihr väterlicher Freund und Mentor Petter Bohm bittet Liv Jensen um einen Gefallen. Bohm hat einen alten ungelösten Fall vorliegen, den er nicht klären kann. Der Mord an einem Journalisten soll als Cold Case im Archiv landen. 

Parallel erfahren der Leser und die Leserin von dem Selbstmord eines Häftlings auf Freigang, dem Tod einer Museumsangestellten und den Mord an einem Journalisten. Haben die Fälle eine Verbindung? Liv gerät in einen Strudel, der sie in ein dunkles Kapitel der dänischen Geschichte hineinzieht. Dabei wird sie von Hannah Leon, einer Krisenpsychologin, die gerade selbst einen Schicksalsschlag erlitten hat, unterstützt. Nima Ansari, ein iranischer Automechaniker, gerät in einem der Fälle unter Mordverdacht. Was weiß er? 

 

Sprache und Stil

Gleich zu Beginn baut die Autorin in einem Prolog einen Spannungsbogen auf, der zunächst keine Verbindung zu dem Geschehen aufkommen lässt.

Mit klarer, verständlicher Sprache, durchzogen mit passenden, ernsten und humorvollen Dialogen, führt Katrine Engberg durch das Geschehen.

 

Nicht nur der Fall selbst nimmt Raum ein, sondern auch ihre Protagonisten. Liv Jensen und Petter Bohm ermitteln in der dänischen Hauptstadt.

Gekonnt beschreibt Katrine Engberg die einzelnen Charaktere mit ihren alltäglichen Problemen. Petter Bohm vermisst seine Kollegin Liv Jensen, was ihm in einigen Situationen bewusst wird.

Das Vertrauen zwischen beiden ist auch nach Livs Weggang ungebrochen. 

 

„Ein Ermittler hat Schweigepflicht. […] Wenn Petter sich entschied, Liv Zugriff auf einen Polizeibericht zu geben, bewegte er sich auf dünnem Eis. Sie wusste, das war ein Zeichen seines Vertrauens. Sie wuchs innerlich einige Zentimeter, schlug den Bericht auf und überflog die Liste der verhörten Zeugen.“ (S. 76)

 

Wie in ihren anderen Romanen um Jeppe Kørner und Anette Werner nimmt Katrin Engberg bei ihrer neuen Reihe um Liv Jensen wieder ein aktuelles Thema auf. Diesmal geht es um Flucht. Ihre ausführliche Recherche über Flucht mit der Frage „was Flucht mit einem Menschen macht“ hat sie ausgiebig recherchiert. Die Vergangenheit und die Gegenwart fließen in ihrem Roman ein. Sie trennt die Vergangenheit in kursiver Schrift, sodass Leser und Leserin immer wissen, was genau in der Vergangenheit passiert ist. Diese Trennung fügt sich am Ende zu einem Ganzen zusammen. Dieser stilistische Kniff gibt dem Roman noch mehr Tiefe und Spannung.

 

Zitat 

Zu ihren drei Hauptpersonen sagt Katrine Engberg: 

„Alle drei haben unterschiedliche Fluchtgeschichten. Zu beschreiben, wo sie sich dabei ähneln und wo sie sich unterscheiden, war eine der spannendsten Erfahrungen, die ich je beim Schreiben gemacht habe. Man kann seine Vergangenheit wie einen Schatten mit sich herumtragen, Kummer und Schmerz wie ein dunkles Kellermonster betrachten. Oder man kann die eigene Vergangenheit annehmen, sie bewusst in sich tragen, mit allen Sonnen- und Schattenseiten, und sie so zu etwas Schönem machen: zu einer wichtigen Ergänzung der eigenen Persönlichkeit. Das ist es, was ich mit meinem Buch versucht habe.“

Quelle: https://www.piper.de/buecher/glutspur-isbn-978-3-492-06511-5, 03.10.2023.

 

Das Cover zeigt einen dunklen, in Blautönen nebligen Wald. Der Titel „Glutspur“ mit dem Untertitel „Die Wurzeln des Schmerzes" passen sich durch eine blaue, leuchtende Schrift dem Wald an. 

 

Fazit

Ein sympathischer, erzählender Thriller, der durch Atmosphäre, überraschende Wendungen und differenzierte Personenbeschreibungen punkten kann. Der Roman kommt auch ohne große Gewaltszenen und blutige Ereignisse aus. Der Krimi ist sehr komplex geschrieben und es erscheinen immer neue Verdächtige. Katrine Engberg schreibt sehr detailgenau und legt enorm viel Augenmerk auf die alle Charaktere der Geschichte.

 

 

 

 

 

 

 

Arbeit zitieren 

Autorin Petra Gleibs, Oktober 2023, Glutspur, Katrine Engberg, https://www.lesenueberall.com/glutspur/

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