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Orangen für Dostojewskij

Autor 

Michael Dangl

 

 

Venedig Musik und Poesie 

 

„Am siebten Juni von Petersburg nach Berlin gekommen. War er erst wie besessen durch Deutschland gerast, jeden Tag in eine andere Stadt, bis sich seine Aufenthalte in Paris, London und Genf verlängerten und er erst vor eineinhalb Wochen Italien betreten hatte. Die Sehnsucht nach Venedig war sein eigentlicher Antrieb, der heimliche Grund dieser Auslandsreise seines Lebens.“ (S.11) 

 

Mit einem Umweg über Florenz erreicht er schließlich Venedig. 

Hier in Venedig trifft er auf Gioachino Rossini. Zwei Menschen, die gegensätzlicher nicht sein können. Dostojewskij, ein grimmiger, mürrischer und schlecht gelaunter Mann, dagegen der Komponist Gioachino Rossini, der das ausschweifende Leben eines Künstlers führt. Dostojewskij ist 40 Jahre alt und Rossini 70, und es kommt zu langen intensiven Gesprächen über Kunst und Kultur. Dostojewskijs Liebe zu Venedig entbrennt, und auch seine dunklen Gemütszustände während Treffen mit Rossini werden in eine positive Richtung gelenkt.

 

Schreibstil

Die Handlung ist ruhig. In den Gesprächen geht es um persönliche Empfindungen und die Vergangenheit. Die Diskussionen der beiden werden philosophisch. Fakten wahrer Begebenheiten lässt der Autor einfließen. Die Dialoge sind humorvoll, tiefsinnig und lassen auch einen politischen Diskurs zu. Poetische Gedanken werden beiden Künstlern in Musik und Dichten gerecht.

 

„Die Klänge des die beiden Klaviere umschmeichelnden Harmoniums schienen sogar den Straßenmusiker vor seinem Hotel miteinzubeziehen, und mit ihm kamen Erinnerungen an die Gassen und Brücken und verschlungen Wege seiner rasenden, schmerzlich lebendigen Venedigzeit, und sogar einen Hauch von Oleander glaubte er für einen Moment in der Nase zu spüren.“ (S. 475)

 

  

Fazit

Fjodor Michailowitsch Dostojewskij unternahm von 1862-63 und 1867-71 ausgedehnte Reisen, die ihn nicht nur nach Deutschland, sondern auch nach Frankreich, England und Italien führten. Obwohl Dostojewskij, nie viel über seine Reisen gesprochen oder berichtete hat, schreibt er in seinen privaten Notizen: "Ich habe Venedig noch mehr geliebt als Russland." Ob er doch Gioachino Rossini getroffen hat?

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Mira (Samstag, 23 Januar 2021 00:21)

    Klingt interessant.
    LG, Mira